Schelling Studienpreis 2025

Am 19. November 2025 wurde zum sechsten Mal der Schelling Studienpreis der Schelling Architekturstiftung an der KIT-Fakultät für Architektur verliehen. Mit diesem Preis werden seit 2015 alle zwei Jahre die besten Abschlussarbeiten von Studierenden der KIT-Fakultät für Architektur ausgezeichnet. Insgesamt waren zehn Masterarbeiten nominiert. Der Schelling Studienpreis ist das studentische Pendant zu den renommierten Schelling Architekturpreisen für Architekturtheorie und Architektur, mit denen die Stiftung seit 1992 zukunftsweisende Entwicklungen in der Architektur sowie herausragende Leistungen in der Architekturtheorie auszeichnet.
Der Jury des Studienpreises gehört immer auch die letzten Preisträger:innen des Architekturpreises an. Diesmal war dies das niederländische Architekturbüro LOLA Landscape Architects, das 2024 mit dem Schelling Architekturpreis ausgezeichnet worden war. In der Jury waren außerdem die KIT-Absolventin Silvi Kociu, letzte Preisträgerin des Studienpreises 2023, sowie vier Mitglieder aus dem Kuratorium der Schelling Architekturstiftung: die Stadtplanerin Prof. Dr. Kathrin Golda-Pongratz (Universitat Politècnica de Catalunya BarcelonaTech), der Architekturkritiker Kaye Geipel, der Architekturtheoretiker Prof. Dr. Georg Vrachliotis (TU Delft) und der Architekt Prof. Tobias Wallisser (LAVA, Berlin).
Prof. Ludwig Wappner, ehemaliger Leiter der Professur Entwerfen und Baukonstruktion, und Prof. Dr. Ludger Hünnekens führten gemeinsam mit Dr. Ursula Baus aus dem Stiftungsrat der Schelling Architekturstiftung durch die Veranstaltung.
Eine herausragende Reihe gesellschaftlich relevanter Aufgaben
Die Jury würdigte die besondere Qualität der eingereichten Arbeiten, „… die sich aus der Vielfalt ihrer Ansätze ergibt: aus kleinen, praktisch umsetzbaren Projekten an der Schnittstelle von gebauter Umwelt und Natur, aus utopischen Konzepten für ein erneuertes Zusammenleben im Kontext unserer technischen Umgebung sowie aus Entwürfen, die vorhandene Strukturen sensibel weiterentwickeln.
Über alle zehn Finalist:innen hinweg zeigt sich eine herausragende Reihe gesellschaftlich relevanter Aufgaben, verbunden mit einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und einer bis ins praktische Detail durchgearbeiteten Haltung – selbst dort, wo es bislang nur wenige Vorbilder gibt. Bravo für diese Auswahl!“

Zwei erste Preise
Erstmals wurde der mit 2.000 Euro dotierte Hauptpreis geteilt. Ausgezeichnet wurden Johann Kuhn für seine Masterarbeit „Poetische Kulturlandschaften – Ein Spaziergang im System der Wässerwiesen“.
Die Masterthesis befasst sich mit der kaum mehr bekannten Kulturlandschaft der Wässerwiesen, bei der große Landwirtschaftsflächen periodisch überflutet werden und so die Grundlage für den Anbau spezifischer Nutzpflanzen schaffen. Im Raum zwischen Hausen und Forchheim an der Regnitz hat Johann Kuhn auf unzähligen Spaziergängen mit archäologischer Akribie die noch vorhandenen Elemente erkundet und kartiert. Das Projekt reaktiviert und ergänzt diese Strukturen zu einem wieder funktionierenden System. Im zwischenstädtischen Landschaftspark überlagern sich Produktion, Erholung und ein Reservat für Tiere und Pflanzen. Die Arbeit entstand im Wintersemester 2024/25 und wurde von Prof. Christian Inderbitzin und Prof. Dr. Riklef Rambow betreut.
Der zweite 1. Preis ging an Emilia Sendelbach für die Arbeit „Die Kanalwärter – Hybride Filter zur Wiederbelebung des Landwehrkanals“.
Emilia Sendelbachs Arbeit ist ein städtebauliches Projekt im großen Maßstab – und kommt dabei mit minimalen Eingriffen aus. Die über den denkmalgeschützten und stark verschmutzten Berliner Landwehrkanal verteilten Filter sind nicht Architekturen im weitesten Sinn, fast eher zeichenhafte Apparaturen. Das Projekt zeigt auf, wie gegenwärtig stark verschmutzte innerstädtische Gewässer über die Verbesserung der Wasserqualität ins öffentliche Bewusstsein gelangen. Dabei werden Gewässerökologie, Technik und Architektur zu einer zukunftsfähigen Einheit verschmolzen, welche die Präsenz des Kanals als stadträumliche Entität im Bewusstsein der Berliner:innen stärkt. Sie entstand im Sommersemester 2024 bei Prof. Christian Inderbitzin und Prof. Dr. Joaquín Medina Warmburg.
Anerkennungen
Zudem wurden zwei mit jeweils 500 Euro dotierte Anerkennungen vergeben: Sie gingen an Michael Hosch und Nina Rau.

In seiner Masterthesis „In/Visible Infrastructure“ stellt sich Michael Hosch der Diskussion, wie Infrastrukturen der nachhaltigen Energieversorgung unsere natürliche und gebaute Umwelt überformen. Er transformiert das existierende Prinzip eines Lageenergiespeichers, der dem Ausgleich von Schwankungen erneuerbarer Energien dient, in eine öffentlich nutzbare Infrastruktur. Diese überspannt die Gleise am Frankfurter Hauptbahnhof. Die kontinuierlich fluktuierenden latenten Energiezustände der 2000 Gewichte werden zu einer sich im konstanten Wandel befindlichen räumlichen Landschaft, die den Pendelnden als Aufenthalts- und Warteort dient. Die Arbeit entstand im Sommersemester 2023 bei Prof. Marc Frohn und Prof.’in Andrea Klinge.

Nina Raus Masterthesis „Safe Space / Ein Ort für Frauen und ihre Kinder zum Schutz vor häuslicher Gewalt im Westen von Karlsruhe“ befasst sich mit der architektonischen Konzeption eines Frauenhauses im Karlsruher Westen als notwendigem Schutzraum für Frauen und ihre Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Ziel der theoretischen und praktischen Ausarbeitung ist es, auf Basis sozialwissenschaftlicher Erkenntnisse und daraus resultierender Anforderungen ein räumliches Konzept zu entwickeln, das Sicherheit, Privatsphäre und Gemeinschaftsstrukturen optimal vereint. Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen wird darüber hinaus ein architektonisches Entwurfskonzept für Haus und Garten erarbeitet, das funktionale, gestalterische und sicherheitsrelevante Aspekte wohltuend miteinander in Einklang bringt. Die Arbeit entstand im Wintersemester 2024/25 bei Prof. Ludwig Wappner und Prof. Dr. Riklef Rambow.
Nominiert waren außerdem folgende Projekte:
Toni Bistritz
Herkunft und Zukunft – Transformation einer Kirche in Karlsruhe-Neureut
Prof. Dirk Hebel
Prof. Dr. Riklef Rambow
Franziska Alt
Kultsilo / Vom Getreidespeicher zum Kultur- und Kreativzentrum am Osthafen von Saarbrücken
Prof. Ludwig Wappner
Prof. Dr. Riklef Rambow
Guillermo Vera
Die Gestalt des Wassers – drumherum, drunter, drüber
Prof. Marc Frohn
Prof. Dr. Joaquín Medina Warmburg
Paula Mercedes Seifert
Entlang des Deltas – Die Architektur im Dazwischen
Prof. Meinrad Morger
Prof. Dr.-Ing. Joaquín Medina Warmburg
Sascha Seidt
Hortus Inclusus – Der Botanische Garten als urbaner Mediator
Prof. Meinrad Morger
Prof. Henri Bava
Fabienne Savic
Im Glashaus mit Steinen
Prof. Christian Inderbitzin
Prof. Dr. Joaquín Medina Warmburg
Wir gratulieren allen sehr herzlich!
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