Verleihung der Ehrendoktorwürde an Frau Prof. Inken Baller
Am 30. Oktober 2024 wurde Frau Prof. Inken Baller für ihre herausragenden Verdienste um die an der Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vertretenen Lehr- und Forschungsgebiete der Architektur die Ehrendoktorwürde verliehen.
Frau Inken Baller, Jahrgang 1942, gilt sowohl über ihr international anerkanntes Werk als Architektin, das sie bis 1989 zunächst in einer Bürogemeinschaft mit ihrem Mann Hinrich Baller und danach eigenständig entwickelte, als auch durch ihre langjährige Tätigkeit als Hochschullehrerin als eine herausragende Persönlichkeit in architektonischen Fachkreisen. Von 1985 bis 2007 in der Hochschullehre tätig, war sie ab 1985 Gastprofessorin und ab 1989 ordentliche Professorin an der Gesamthochschule Kassel. 1996 wechselte sie an die Brandenburgische Technische Universität (BTU) in Cottbus, wo sie von 1996 bis 2007 den Lehrstuhl für Entwerfen und Bauen im Bestand innehatte. Als Vizepräsidentin für Lehre an der BTU, von 2000 bis 2006, hatte sie nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung der jungen Hochschule.
Die Architektur von Inken Baller und Hinrich Baller, entstanden von 1966 bis 1989 in ihrer Berliner Bürogemeinschaft, galt in den 1970er- und 1980er-Jahren als ein „Markenzeichen“ der Westberliner Architekturszene. Das Werk zeichnet sich u. a. durch technisch innovative und sozial vorbildliche Lösungen im Geschosswohnungsbau mit einer ganz eigenen Formensprache aus. Für ihr gemeinsames Werk wurde ihnen 2023 der Große BDA-Preis verliehen. Die BDA-Jury würdigte die „eigenständige und ökologisch geprägte Entwurfshaltung, die unter den Bedingungen des sozialen Wohnungsbaus zu erstaunlichen Lösungen jenseits des Mainstreams“ geführt habe. Ihre Bauten beeindrucken auch 40 Jahre nach ihrer Fertigstellung durch die hohe Wohnqualität und durch die selbstverständliche Integration in die gewachsene Stadt.
Die KIT-Fakultät für Architektur hat sich auch deshalb für eine Würdigung von Frau Prof. Inken Baller ausgesprochen, da gerade ihr Wohnungsbau – filigran, durchlässig und mit ungewöhnlichen Grundrisslösungen – auch heute noch als wegweisend gilt: die zum Wohnraum offenen Küchen etwa oder die Verschränkung von Innen und einem grünen Außen. Zitat Frau Inken Baller: „Wir haben immer so gebaut, dass die Leute sich in den Häusern ein echtes Zuhause schaffen können. Sie kommen nicht in eine anonyme Schachtel, sondern in etwas, das sie vielleicht ein wenig herausfordert, aber das sie auch selbst interpretieren können.“
Inken Baller steht für eine Architekturauffassung, die sich zuallererst auf die Bedürfnisse der Nutzenden konzentriert, und für eine architektonische Formensprache, die sich nicht scheut, durch Ornamentik, Farbe und eine gewisse Opulenz populär und allgemeinverständlich zu wirken. Auf diese Weise hat sie auch einen wertvollen Beitrag zur Architekturvermittlung und zur baukulturellen Bildung geleistet.
Ihr großes Engagement in der Lehre wirkt bis heute an der BTU Cottbus nach. Frau Inken Baller gehörte zu den wenigen Architektinnen, die ab den 1980er-Jahren an deutschen universitären Architekturfakultäten lehrten. Sie besetzte und prägte einen der ersten Lehrstühle Deutschlands, der sich explizit dem "Bauen im Bestand" widmete. Damit trug sie wesentlich zur Definition eines akademischen Aufgabenbereichs bei, dessen grundlegende Bedeutung erst später auch an anderen Hochschulen erkannt und in die Lehre integriert wurde.
Die Vielfalt und Breite der Aktivitäten von Inken Baller bei gleichzeitiger Stringenz ihrer architektonischen und pädagogischen Vision über viele Jahrzehnte hinweg ist beeindruckend und hat eine nachhaltige Wirkung erzielt. Man darf hier von einem in ihrer Generation einzigartigen Lebenswerk sprechen. Indem wir dieses Lebenswerk ehren, setzen wir gleich mehrere wichtige Zeichen für die Zukunft der KIT-Fakultät für Architektur.
Die KIT-Fakultät für Architektur freut sich außerordentlich, die herausragenden Verdienste von Frau Inken Baller durch eine Promotion ehrenhalber zu würdigen.
Der Festakt zur Verleihung der Ehrendoktorwürde fand im Fritz-Haller-Hörsaal der KIT-Fakultät für Architektur statt.

Verleihung der Ehrendoktorwürde an Prof. Dr. Barry Bergdoll
Der New Yorker Kunsthistoriker Barry Bergdoll wurde am 11. Mai 2022 für seine Verdienste im Bereich der Architekturgeschichte mit dem Ehrendoktortitel der Fakultät für Architektur des KIT ausgezeichnet. Als Professor für Kunstgeschichte an der Columbia University in New York gilt er in Fachkreisen als einer der renommiertesten Architekturhistoriker für das 19. und 20. Jahrhundert. Dem breiteren Publikum ist er vor allem durch seine langjährige Tätigkeit als Chefkurator für Architektur und Design am New Yorker Museum of Modern Art (2007-2019) bekannt. Diese exponierte Stelle hat ihm eine allgemeine Anerkennung beschieden, infolge der er 2019 in die Jury des Pritzker-Preises berufen wurde.
Durch verschiedene Ausstellungen und Publikationen hat Bergdoll immer wieder architekturhistorische Brücken zwischen Deutschland und den USA geschlagen, etwa durch seine Arbeiten zu Schinkel, Mies van der Rohe oder das Bauhaus. Weniger bekannt ist der Umstand, dass die Anfänge seiner Forschungs-, Publikations- und Ausstellungstätigkeit einen wichtigen thematischen Bezug zu Karlsruhe aufweisen. So befasste er sich in jungen Jahren intensiv mit den Schriften und Bauten des Karlsruher Baubeamten und Hochschullehrers Heinrich Hübsch. In der Folgezeit weitete sich sein Interesse auf die Person und das Werk Friedrich Weinbrenners aus, dem Mitbegründer des Karlsruher Polytechnikums, an dessen Ausstellung in der Londoner Architectural Association er 1982 mitwirkte. So fanden Hübsch und Weinbrenner später auch Eingang in den Band European Architecture 1750-1890, den Bergdoll im Jahr 2000 in der Reihe „Oxford History of Art“ (Oxford University Press) veröffentlichte. Dieses Standardwerk weist der Karlsruher Schule eine bedeutende Rolle im europäischen Kanon der Architekturgeschichte zu.
Die KIT-Fakultät für Architektur freut sich außerordentlich, die herausragenden Verdienste von Herrn Bergdoll in Architektur- und Baugeschichte durch eine Promotion ehrenhalber zu würdigen.
Der Festakt zur Verleihung der Ehrendoktorwürde fand im Fritz-Haller-Hörsaal der KIT-Fakultät für Architektur statt.
Das Programm:
Begrüßung:
Prof. Dirk E. Hebel
Dekan der Fakultät
Grußwort:
Prof. Dr. Alexander Wanner
Vizepräsident für Lehre und akademische Angelegenheiten am KIT
Laudatio:
What architectural history should we build? Beantwortet von B.B. Prof. Dr. Joaquín Medina Warmburg Professur Bau- und Architekturgeschichte, Leiter des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau
Festvortrag: The Architectural Historian between the Academy and the Museum Ph.D. Barry Bergdoll
Die Veranstaltung wurde musikalisch begleitet von Eyal Heimann (Cello) und Flora Csöke (Cello).
Verleihung der Ehrendoktorwürde an Frau PD Dr. Annemarie Jaeggi
Am 6. November 2019 wurde Frau PD Dr. Jaeggi für ihre herausragenden Verdienste um die an der Fakultät für Architektur am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) vertretenen Lehr- und Forschungsgebiete der Kunst-, Design-, Bau und Architekturgeschichte die Ehrendoktorwürde verliehen.
Frau Dr. Annemarie Jaeggi gilt in internationalen Fachkreisen als eine der renommiertesten Architektur- und Kunsthistorikerinnen für das 20. Jahrhundert, insbesondere durch ihre Expertise für die Epoche der Weimarer Republik mit Schwerpunkt Walter Gropius sowie im Bereich der Denkmalpflege und des Ausstellungswesens.
Seit 2003 ist sie Direktorin am Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung in Berlin.
Das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung besitzt die weltweit größte Sammlung zur Geschichte des Bauhauses (1919-1933). Es erforscht, präsentiert und vermittelt die Geschichte und Wirkungen des Bauhauses, der bedeutendsten Schule für Architektur, Design und Kunst im 20. Jahrhundert. Anlässlich von 100 jahre bauhaus wurde vor Kurzem die Jubiläumsausstellung „original bauhaus“ in der Berlinischen Galerie eröffnet, die sich bereits zu einem Publikumsmagneten entwickelt hat und bis 27. Januar 2020 zu sehen ist.
Frau Dr. Jaeggi ist der Stadt Karlsruhe und insbesondere der KIT-Fakultät für Architektur eng verbunden: Von 1992 bis 2001 war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Kunstgeschichte der Universität Karlsruhe, hat sich 2001 zum Thema „Walter Gropius und der Siedlungsbau der Weimarer Republik“ dort habilitiert und konnte im Jahr 2002/03 die Vertretung der Professur am Institut Baugeschichte sowie die kommissarische Leitung des Südwestdeutschen Archivs für Architektur und Ingenieurbau (saai) übernehmen – ehe sie das Angebot bekam, die Leitung des Bauhaus-Archivs in Berlin zu übernehmen.
Frau Dr. Jaeggi war federführende Kuratorin der Ausstellung „Egon Eiermann (1904-1970) – Die Kontinuität der Moderne“ in der Städtischen Galerie Karlsruhe, eine im Jahr 2004 stattfindende Retrospektive anlässlich des 100. Geburtstags Egon Eiermanns, in Zusammenarbeit mit dem Südwestdeutsches Archiv für Architektur und Ingenieurbau Karlsruhe (saai). Aufgrund ihres enormen Erfolgs wurde die Ausstellung im Anschluss auch im Bauhaus-Archiv zu Berlin sowie im Neuen Museum in Nürnberg gezeigt.
Der Festakt zur Verleihung der Ehrendoktorwürde fand am Mittwoch, 6. November 2019, 18 Uhr im Fritz-Haller-Hörsaal der KIT-Fakultät für Architektur, Englerstraße 7, 76131 Karlsruhe statt.
Nach Grußworten von Dekan Prof. Dirk E. Hebel, Prof. Dr. Alexander Wanner (Vizepräsident für Lehre und akademische Angelegenheiten am KIT) und Prof. Dr. Oliver Jehle (Fachgebiet Kunstgeschichte) folgte die Laudatio von Prof. Dr. Georg Vrachliotis (Fachgebiet Architekturtheorie) in der er die besonderen Verdienste der Ausgezeichneten insbesondere hinsichtlich der Vergegenwärtigung des Bauhaus-Erbes hervorhob.
In ihrem Festvortrag „Architektur und Geschichte. Ein Plädoyer.“ ging Annemarie Jaeggi, mit Bezug auf Pierre Bourdieus Feldtheorie und die darin definierten Kapitalsorten, auf die Überschneidungen und Wechselwirkungen der Felder Architektur und Kunstgeschichte ein, und wie die Akteur*innen dieser Felder sich seit jeher beeinflussen.
Die KIT-Fakultät für Architektur freut sich außerordentlich im 100. Jubiläumsjahr des Bauhauses, die herausragenden Verdienste von Frau Jaeggi in Kunst-, Design-, Architektur- und Baugeschichte durch eine Promotion ehrenhalber zu würdigen.
Die Veranstaltung wurde musikalisch begleitet von Eyal Heimann (Cello) und Uriah Tutter (Cello).