Hermann-Billing-Preis 2019

Anlässlich der Verleihung des Hermann-Billing-Preises 2019 für herausragende Dissertationen fand am Mittwoch, 15. Mai 2019, um 18:00 Uhr ein öffentlicher Festakt mit musikalischer Begleitung im Egon-Eiermann-Hörsaal der Fakultät für Architektur am KIT statt. Mit dem durch den „CFC Hermann-Billing-Preis e.V.“ gestifteten Preis wurden ausgezeichnet:

Frau Dr. phil. Anna Krüger 
für ihre Dissertation: Alexander Camaro (1901-1992). Das Leben und Werk.

Auch auf Künstler kam in der Nachkriegszeit eine besondere gesellschaftliche Aufgabe zu: Die nach 1945 überschaubare Menge an in Deutschland lebenden Künstler wurde an der weltanschaulichen und politischen Umerziehung des Volkes beteiligt. Bei der monographischen Untersuchung steht einer von ihnen im Mittelpunkt: der Zeichner, Maler und szenische Gestalter Alexander Camaro (1901 Breslau - 1992 Berlin). Heute nahezu in Vergessenheit geraten, zählt er zu den wichtigsten Repräsentanten dieser Zeit. Die quellenkundliche Studie liefert daher eine grundlegende kunsthistorische Einordnung. Ein umfangreiches Werkverzeichnis der Gemälde dokumentiert dabei mit über 1000 Einträgen auch verloren gegangene oder verloren geglaubte Gemälde. Der Zugang zu dem künstlerischen Nachlass ermöglichte es, anhand von Primärquellen persönliche Problemlagen und Wertigkeiten darzustellen sowie Einblicke in den Schaffensprozess zu liefern – von der Bildfindung über die Farbgebung bis zur Titelsetzung. Unter Berücksichtigung zeithistorisch aktueller Aussagen wird überdies die Rezeption des Künstlers und Werkes kritisch bewertet – auch vor dem Hintergrund der besonderen Situation der Nachkriegsjahre.
 
Referent: Apl. Prof. Dr. Martin Papenbrock
Korreferent: Prof. Dr. Oliver Jehle

Frau Dr.-Ing. Janna Hohn
für ihre Dissertation: Städtische Rückseiten - Das Bindegewebe der Stadt.

Städte befinden sich in einem ständigen Transformationsprozess. Nach dem Auffüllen der großen städtischen Brachflächen wird nun die bestehende Stadtstruktur nachverdichtet. Oft trifft diese Nachverdichtung Orte mit einer geringen baulichen Dichte und Qualität, jedoch mit großer Funktionalität für den städtischen Organismus. Es sind die letzten innerstädtischen Orte, wo lärmende und schmutzige Tätigkeiten, preiswerte Dienstleistungen in enger Verflechtung mit Quartieren und kreative Unternehmensgründungen stattfinden können. Diese funktionalen Arbeitsorte werden in einem rasanten Tempo weniger, da sie dem Druck durch höherwertigere Nutzungen nicht standhalten können. 
 Um diese Orte und ihre Nutzungen besser untersuchen zu können, wurde der Begriff der „Städtischen Rückseiten“ eingeführt. Durch die Untersuchung von Fallbeispielen in London, Hamburg und Berlin wurde deutlich, dass zur Steuerung des Verdrängungsprozesses von kostengünstigem Arbeitsraum aus der Innenstadt, die herkömmlichen Planungsinstrumente oftmals nicht ausreichen und durch alternative, nutzergetragene Strategien ergänzt werden müssen.

Referent: Professor Markus Neppl
Korreferentin: Professorin Hilde Barz-Malfatti (Bauhaus-Universität Weimar)

Die Preisträgerinnen stellen ihre Dissertationen im Anschluss an Grußworte von Dekan Prof. Dr. Georg Vrachliotis und  Baubürgermeister Daniel Fluhrer in kurzen Vorträgen vor. Die Vorstellung der Preisträgerinnen übernahm der Dipl.-Ing. Arne Petersohn, Vorsitzender des Fördervereins. Auf die Vorträge folgte ein Gespräch des Dekans mit den Preisträgerinnen.

Die Preisverleihung fand im Rahmen der Veranstaltung „Forschung an der Fakultät für Architektur“ statt.

 

V.l.n.r.: Daniel Fluhrer, Dr. Janna Hohn, Arne Petersohn, Dr. Anna Krüger, Dr. Georg Vrachliotis (Foto: Bernd Seeland)